Erneuerbare Energien: Infoabend über aktuelle Projekte in der Samtgemeinde Leinebergland
Es ging nicht um Grundsatzdiskussionen, nicht über den Sinn von Windkraftanlagen, nicht um Artenschutz und Klimawandel, als Wolfang Schulz von der Wählergemeinschaft Leinebergland zu einem Infoabend in den Ratskeller nach Duingen einlud, rund 50 Bürger folgten der Einladung. Ganz ohne politische Ambitionen stellte Samtgemeindebürgermeister Volker Senftleben vor, was aktuell genau geplant ist und wie die Vorgaben der übergeordneten Stellen lauten. Denn, so Senftleben und Schulz, die Kommune müsse umsetzten, was bereits beschlossen sei. Senftleben macht klar, weist die Kommune nicht selbst die vorgegebene Menge an Flächen aus, kann das die Kreisverwaltung tun. „Dann verlieren wir die Entscheidungshoheit“, so Senftleben. An dem Infoabend ging es ausschließlich um Windkraftanlagen und Freiflächenphotovoltaik (FFPV). Die Energiegewinnung durch zum Beispiel Biomasse und Photovoltaikanlagen auf Dächern blieb außen vor.
In seinem Vortrag erläuterte Senftleben zunächst die Vorgaben. Grundsätzlich habe die Windenergie darin Vorrang, gerne können Flächen unter den Windrädern für Photovoltaik genutzt werden. Das sind dann so genannte Hybridflächen. Die Samtgemeinde habe nach den Kreisvorgaben sämtliche Flächen auf ihre Windkraft- und Freiflächenphotovoltaik-Eignung überprüft. Dazu mussten 85 Kriterien pro Fläche abgearbeitet werden (die LDZ berichtete). Die Kartierungen zeigen, wie genau überprüft wurde, die Ergebnisse sind zum Teil sehr kleinräumig dargestellt. Für Windenergie wurden von der Kommunalverwaltung vorrangig zwei Flächen, das Aasumer Feld, mit insgesamt 136 Hektar als geeignet identifiziert. Hier plant die Baywa r.e. zwei Windparks westlich der B 3, mittig gelegen zwischen Elze, Gronau, Eime, Esbeck und Sehlde mit insgesamt neun Anlagen, davon fünf westlich und vier östlich der Hochspannungsleitungen. Die Anlage soll eine Gesamthöhe von 250 Metern haben. Die neun Anlagen werden voraussichtlich 144 000 Megawattstunden jährlich produzieren. Das entspreche dem Bedarf von rund 41 000 durchschnittlichen deutschen Haushalten, wie unter www.baywa-re.de aufgeführt wird. Entsprechende Genehmigungsanträge hat das Unternehmen laut eigener Angabe im September 2024 beim Landkreis eingereicht. Senftleben erläuterte, dass das Flächenbeitragsziel für Windkraftanlagen des Landkreises Hildesheim 1,27 Prozent beträgt. Die Fläche im Aasumer Feld umfasse allerdings lediglich einen Flächenanteil von 0,8 Prozent der Samtgemeinde. Gemäß Paragraf 245e des Baugesetzbuches ist über die 136 Hektar des Aasumer Feldes hinaus auf weiteren festgelegten Flächen mit insgesamt maximal 34 Hektar eine Windenergieentwicklung nach Vorgaben der Verwaltung möglich. Aktuell gebe es derzeit insgesamt fünf Windenergieentwicklungsprojekte, die einen entsprechenden Planungsstand besitzen und die die Möglichkeiten des genannten Paragrafen in Anspruch nehmen könnten. Diese liegen in Gronau (entlang der alten B 3 in Richtung Elze), östlich des Külf (südlich von Banteln und Eime), zwischen Betheln und Burgstemmen (westlich um die Deponie herum), zwischen Brüggen und Wettensen sowie am Odenberg bei Coppengrave. Für die ersten drei genannten seien städtebauliche Verträge in Arbeit. Auch damit erreiche das Leinebergland zwar nicht die für den Kreis Hildesheim vorgeschriebenen 1,27 Prozent, aber Senftleben ist zuversichtlich, dass der Landkreis auf seinen flacheren nördlicheren Gebieten mehr gut geeignete Flächen für Windkraft findet. Auch die Bestimmung von geeigneten Freiflächen für Photovoltaikanlagen ist kompliziert. Hier können unter anderem Artenschutz, Bodenwerte und Erosionsgefährdung Ausschlusskriterien sein. Die kommunale Konzeption sieht eine Flächenbereitstellung von maximal einem Prozent der Samtgemeindefläche inklusiver privilegierter Bereiche (Flächen entlang der Bahntrasse) und Agri-PV (Flächen mit landwirtschaftlicher Nutzung und Photovoltaik) vor. Es wurde eine Karte erstellt, die Siedlungsbereiche, mehr oder weniger wertvolle Ackerböden und potenzielle Flächen für Freiflächenphotovoltaik gemäß Weißflächenanalyse ausweisen. Als Weißflächen werden ungenutzte oder wenig genutzte Flächen bezeichnet. Bisher sei ein Freiflächenphotovoltaik-Projekt in der Genehmigungsphase. Es soll am Oberg, östlich der B 3 zwischen Banteln und Brüggen, gebaut werden. In Zwischenfragen kamen dann doch immer wieder Themen auf, die sich unter anderem mit Energiesparen oder Photovoltaik auf dem privaten Hausdach beschäftigten. Der Organisator des Abends Wolfgang Schulz, hat bereits angekündigt, dass er noch einmal eine Infoveranstaltung anbieten wird, bei der sich dann jeder Bürger individuell und kostenfrei beraten lassen kann. Daran möchte sich dann auch die Genossenschaft Bürger-Energie Leinebergland beteiligen.
Quelle: Sabine Robels, LDZ 07.03.2025