Als Beisitzer der Unabhängigen und parallel agierendes BI-Mitglied der „Itzumer für einen grünen Wasserkamp“ möchte ich folgende Situation beschreiben:

Wer in den letzten Monaten und Tagen aufmerksam die Presseberichte über geplante Projekte zur Besiedelung freier Flächen in der Stadt mitbekommen hat, wird sich gewundert haben.

Da ist zunächst der Dauerbrenner „Wasserkamp“, der jetzt neben den mannigfaltigen Gegenargumenten ökologischer Natur jetzt auch noch in Bezug auf ökonomische Unwegsamkeit zum Wackeln gerät. Alle Argumente liegen auf dem Tisch. Ein Scheitern des Gesamtprojekts erscheint möglich. Alles Weitere liegt jetzt bei unseren Stadträten.

Dazu gesellte sich jüngst die Ankündigung, das letzte „freie grüne Eck“ am Ostend-Baugebiet durch den Kirchenträger zu bebauen. Obwohl das Vorhaben nochmals durch einen Ratsbeschluss gehen muss, kann man hier hoffentlich mit dem baldigen Ende des Spuks rechnen.

Jetzt aber zum Thema „Blutbuche“: Der Verkauf des Grundstücks gegenüber dem PVH wurde – man glaubt es kaum – durch Mehrheitsbeschluss im Stadtrat abgesegnet. Die AWO verspricht „soziales Engagement“- das lockte, wie die Befürworter sich rausreden. Dann kam das Mantra „Innenverdichtung vor Außenflächen-Bebauung“. Letzteres aber doch nicht um jeden Preis! Hier will man eine Grünfläche mit wertvollem Großbaumbestand versiegeln. Dieser Park wurde in den letzten Jahren (wohl extra) verkommen gelassen, damit man ihm eine Träne weniger nachweint? (So der Hinweis einer Insiderin).

Die Städte lechzen nach mehr Stadtgrün. Was nützt uns Bürgern die Rekrutierung einer „Klimamanagerin“, deren einzige Aufgabe darin besteht, nach einem offenen Fragenkatalog die Aktivitäten der Kommune zu einem „Klima-Preis“ zu führen (Energy-Award, hier möglichst die goldene Version), wenn die Stadtverwaltung nicht einmal das Einmaleins einer nachhaltigen Klimapolitik verinnerlicht hat? Es ist beschämend, wie die Gier nach ungerechtfertigter Ehre einerseits und die Vernachlässigung der Hausaufgaben zur Gestaltung von Stadtgrün andererseits sich konterkarieren.

Am 16.09.2022 erschien ein Artikel der HAZ auf Seite 7 zum Thema Stadtgrün, der die Notwendigkeit von Bäumen und anderer Stadtbegrünung nochmals deutlich macht. Genauso, wie die vielen Ansagen der „Baumretter“ anlässlich der offenen Proteste am PVH und am Marktplatz. Unsere Politiker müssen nur noch darauf hören. Bisher haben Sie sich mehrheitlich von ihrer Erstmeinung noch nicht distanziert, sondern verstecken sich noch hinter der Forderung nach einer aktuellen Baumrettungs-Expertise. Klarstellung: Es geht nicht nur um einen Baum – die ganze Fläche darf nicht bebaut werden! Bislang passiert diesbezüglich bürgernahes Engagement leider nur in außerparlamentarischen Aktionen. Das finde ich persönlich beschämend.

Wir sind gespannt, wie diese Posse letztlich endet. Ich hoffe auf die rechtzeitige Einsicht aller Beteiligten, dass sie mit dem Festhalten an dem Bebauungsbeschluss einen irreparablen Fehler begehen.

gez. Wolfgang Retelsdorf