Bevor man laut über eine autofreie Innenstadt nachdenkt, sollte man alternative Mobilitätsangebote schaffen und die öffentlichen Räume aufwerten. Nötig ist ein stimmiges Gesamtkonzept, das die Bedürfnisse von Anwohnern, Besuchern und Gewerbetreibenden berücksichtigt. (Herr Kriegel hat in seiner Rede einzelne Maßnahmen erwähnt). Die immer mehr zunehmende Anti-Auto-Politik von Rot/Grün, auch hier im Stadtrat, wird zur Verödung und zum Sterben von dutzenden Geschäften, Restaurants, Arzt- und Anwaltspraxen sowie Handwerksbetrieben führen. Nicht jede Fachkraft, jeder Kunde, Geschäftspartner oder Dienstleister kann mit Bus, Bahn oder Fahrrad kommen. Und was nützt es, wenn der Autoverkehr aus der Innenstadt vergrämt wird, er sich dafür aber anderswo staut und gleichzeitig die Geschäfte und Praxen in der Innenstadt Kunden bzw. Patienten verlieren, weil diese lieber mit dem Auto zu den Einkaufszentren und Praxen am Stadtrand fahren. Wir Unabhängige stehen auch äußerst kritisch zum geplanten Netzwiderstand. Hier sollen ohne Not die Hildesheimer Bürgerinnen und Bürger zum Verzweifeln, aber auch in Gefahr gebracht werden. Nur ein Beispiel (ist bereits mehrfach erwähnt worden): Von der B1 aus Richtung Hameln kommend, soll das Rechtsabbiegen durch Aufstellen einer Ampelanlage in die Kardinal-Bertram-Straße komplett künstlich ins Stocken gebracht werden. Ohne Berücksichtigung, dass ganz in der Nähe ein großes innerstädtisches Krankenhaus angesiedelt ist. Nicht nur die Autos sollen hier ausgebremst, auch die Busse und die Rettungswagen, die hinter der angestauten Abbiegespur nur schwer vorankommen werden. Wo es doch um jede Sekunde geht.
Einige im Rat vergleichen gern immer wieder bezüglich Innenstadtmobilität Hildesheim mit Städten wie Kopenhagen, Amsterdam, Madrid, Paris, Oslo oder London. Da kann ich nur mit dem Kopfschütteln und ein bekanntes Zitat wiedergeben: „Lassen sie die Kirche im Dorf!“ Die vorgenannten Metropolen haben Touristenaufkommen jährlich zwischen 6 und 20 Millionen. Hildesheim dagegen liegt bei knapp 100.000 Übernachtungsgästen pro Jahr.
Wenn wir unserem Einzelhandel auch ein Touristenvorkommen in Millionenhöhe bieten könnten, dann wäre das eine ganz andere Ausgangssituation, für alle Beteiligten.
gez. Erdinç Parlak