„Alte haben das Wissen, die Jungen die Ideen“
Klaus Offen engagiert sich als Unabhängiger im Ortsrat und Kreistag

Seit Klaus Offen Ruheständler ist, hat er sich die Ostsee als neues Hobby ausgesucht. Damit er hier öfter mal bei einem Buch in der Morgensonne am Strand „so richtig entspannen“ kann, besitzt er inzwischen eine Wohnung am Timmendorfer Strand. Das schöne Wetter war auch schon in der Woche zuvor verlockend, aber Klaus Offen hatte andere Verpflichtungen. Der 67-Jährige wurde für „Die Unabhängigen“ erneut in den Ortsrat Ochtersum und den Kreistag Hildesheim gewählt. Aufhören kommt für ihn erst einmal nicht in Frage, denn er mag das Gefühl, politisch etwas erreichen zu können. In der Politik ist er seit fünfzehn Jahren, ungefähr so lange, wie er auch in Ochtersum wohnt.

„Ich habe früher immer viel gemeckert.“, sagt er. Irgendwann wurde ihm die Pistole auf die Brust gesetzt: entweder versuchen, was zu ändern, oder leise sein. Über die passende politische Gruppe musste er nicht lange nachdenken. „Unabhängig“ war für ihn wichtig, also schloss er sich den „Unabhängigen“ an. Im Juli 2012 war es dann soweit: Offen rückte für seinen Parteifreund Hans-Uwe Bringmann nach, der sein Mandat verlor, als er aus Ochtersum wegzog.
An seine erste Ortsratssitzung erinnert sich Klaus Offen noch genau. Sie begann mit einer Radtour, um sich vor Ort für den Tagesordnungspunkt „Ortsbildmaßnahmen“ zu informieren. Damals wartete er viel zu früh vor dem Ortsgemeinschaftshaus auf die anderen Ortsratsmitglieder, die er nicht kannte. Prompt fragte Offen diejenigen, die mit Rädern kamen, ob sie auch zum Ortsrat wollten. Mittlerweile erkennt er seine Mitstreiter.
Für ihn ist Politik kein bloßes Interesse, sondern vielmehr eine Pflicht. „Unsere Stadt – unsere Verantwortung“ ist das Motto der Unabhängigen und auch Offens eigene Überzeugung.

Das gilt auch für Ochtersum. Er fasst seine Liebe zu seinem Ortsteil zusammen: „Ochtersum ist, auch wenn das einige nicht gern hören, der schönste Ortsteil von Hildesheim.“ Besonders gefällt ihm der Zusammenhalt des Ortsrates bei Veranstaltungen wie dem Volkstrauertag oder der Seniorenweihnachtsfeier. Sich selbst sieht er als Sprachrohr für die Ochtersumer Bürger. „Sie brauchen jemanden, dem sie sich anvertrauen können.“, sagt er.

Klaus Offen freut sich, dass er etwas bewirken kann. Erfreulich sei im Rückblick das Aufstellen des öffentlichen Bücherschranks an der Schlesierstraße. Damit der Schrank gern von den Bürgern genutzt wird, räumt er ihn regelmäßig auf und ersetzt zum Beispiel verschlissende oder unpassende Bücher. Dabei kommt ihm zugute, dass er als ehemaliger Leiter der Buchhandlung im Bahnhof gute Verlags-Kontakte hat. Passend zu seinem ehemaligen Beruf, den er bis vor zwei Jahren ausübte, engagiert er sich auch im Kinder- und Jugendzentrum als Mitglied der Jury beim Vorlesewettbewerb.

Als er noch berufstätig war, profitierte er davon, dass er durch seine flexiblen Arbeitszeiten an den Sitzungen teilnehmen konnte. Zum Teil sei er dafür morgens um drei Uhr aufgestanden. „Es hat sich gelohnt.“, meint er. Allerdings beschreibt er als teilweise frustrierend, dass der Ortsrat häufig nur angehört werde. So kennt die Stadt dann zwar die Meinung der Ochtersumer, muss sie aber nicht umsetzen.
Während seiner Amtszeit ist der Ochtersumer Ortsrat bunter geworden. Angefangen hat Offen als einziger „Blauer“ zwischen SPD und CDU, im neuen Ortsrat sitzen nun Vertreter von CDU, SPD, Grünen, FDP und Unabhängigen. „An sich harmoniert der Ochtersumer Ortsrat sehr gut“, freut sich Klaus Offen. Nach den Sitzungen treffe man sich häufiger noch gemeinsam zum Bier, alle Fraktionen eingeschlossen. Politisch ist Offen schon gespannt, wie sich die neue Sitz-Verteilung auswirken wird.
Mit den neuen Parteien kommen auch neue Gesichter und gerade von FDP und CDU zwei sehr junge Politiker. „Wir brauchen die jungen Menschen!“, sagt Offen. Schließlich seien sie diejenigen, die noch über einen längeren Zeitraum in Ochtersum leben würden. Persönlich habe er sich deswegen sogar einen noch höheren Anteil von Jüngeren gewünscht. „Alte haben das Wissen und die Jungen die Ideen“, sagt er. Die Verantwortung bei der Rekrutierung von Kandidaten sieht er vor allem bei den größeren Parteien wie SPD und CDU.
Klaus Offen war vor der ersten Sitzung des neuen Ortsrates gespannt auf Michael Heiduk, das jüngste Mitglied in dem Gremium. Eine Sache teilen sie schon einmal: Beide geben das Wildgatter als Lieblingsort in Ochtersum an.
Text und Foto zur Verfügung gestellt von Anna Abraham, veröffentlich in der Zeitung „Wir Ochtersumer“, Ausgabe 12/2021, online zu finden hier