Die Planung einer Ortsumgehung der Bundesstraße 1 beschäftigt die Bürgerinnen und Bürger sehr. So war es nicht verwunderlich, dass der Sammlungsraum im Feuerwehrgerätehaus, bei der vergangenen Ortsratssitzung bis auf den letzten Platz belegt war. Bei dieser stand die Fassung des Grundsatzbeschlusses zur B 1-Umgehung von den Mitgliedern des Ortsrats Burgstemmen an. Befürworter und Gegner kamen vor der Beschlussfassung zu Wort, alle brachten ihre Argumente ruhig und sachlich vor, obwohl das Thema für etliche Betroffene auch emotional belegt ist. Ortsbürgermeister Ulf Moldenhauer hatte vor der Ortsratssitzung noch einige Anwohnerinnen und Anwohner besucht: „Der Beschluss interessiert viele Menschen. Ich habe einige Anwohner, die an der B 1 wohnen besucht und habe ein Stimmungsbild vorgefunden, das nicht eindeutig ist.“ Dieser Fakt bildete sich auch bei der Einwohnerfragerunde, die Moldenhauer an diesem Abend als „Einwohner-Statementrunde“ betitelte, ab: Mitglieder beider Bürgerbewegungen – Interessengemeinschaft pro Ortsumgehung und Bürgerinitiative gegen B 1-Ortsumgehung – brachten ihre Argumente vor. Landwirt Wilhelm Warnecke betonte, dass alle Varianten, die geprüft werden, neue Anwohner ins Spiel bringen würden. Es werde eine Vielzahl von Brücken gebaut, landwirtschaftliche Flächen würden
durch Versiegelung aus der Produktion genommen – die ökonomischen und ökologischen Auswirkungen wären enorm. Befürworter Karsten Friedrich erklärte, dass die Versiegelung von Flächen auch „nicht der größte Wunsch“ der Interessengemeinschaft pro Ortsumgehung sei, aber „die Gefahren durch die steigende Verkehrslast“ hoch seien. „Wir haben den Wunsch, dass eine gute Wahl für alle Burgstemmer getroffen wird.“
Zum Hintergrund: Die Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr (NLStBV) ist im Rahmen des „Bedarfsplan für die Bundesfernstraßen“ zur Planung der B 1-Ortsumgehung für die Orte Burgstemmen und Mahlerten angehalten. Hintergrund und Ziel der Planung ist die Sicherheit und die Leichtigkeit des Fernstraßenverkehrs sowie die verbesserte Anbindung des Raumes Holzminden an die Großstädte Hannover und Hildesheim sowie an die Autobahnen. Die NLStBV hat beim Landkreis Hildesheim einen Antrag zur Raumverträglichkeitsprüfung eingereicht, das Verfahren läuft und in diesem Rahmen werden auch die Gemeinde Nordstemmen sowie die Bürgerinnen und Bürger beteiligt. Die Nachfrage eines Burgstemmer Bürgers lautete: „Welche rechtliche Wirkung hat die Eingabe der Gemeinde überhaupt? Die Entscheidung wird doch im Verkehrsministeriumgefällt.“ Bauamtsleiter Florian Schwindt konnte weiterhelfen: „Es ist tatsächlich so, dass die Gemeinde Nordstemmen gehört wird, inwieweit die Stellungnahme Auswirkungen haben wird, kann noch nicht abgesehen werden.“ Der Beschlussvorschlag sei in Vorschlag a) pro und Vorschlag b) kontra gehalten, damit man sich nicht in Varianten verliere. Er halte es für sinnvoll, dem Rat ein klares Meinungsbild zu übermitteln. Einige Ortsratsmitglieder standen dem Punkt, dass man nur A oder B sagen könne, kritisch gegenüber. Ortsratsmitglied Kirsten Gesemann stellte einen für sie wichtigen Punkt heraus: „Den demokratischen Prozess finde ich wichtig, dass die Ortsräte ei-ne Stellungnahme abgeben. Es ist wichtig, dass man sein Votum abgibt, bevor es im Gemeinderat besprochen wird.“ Ulf Moldenhauer sieht bei dem Bau einer B 1-Umgehung ein großes Problem: „Wir verlagern den Verkehr nur.“ Heike Gesemann erklärte ihre Position damit, dass die Versiegelung von Flächen enorm und auch beim Bau von Umgehungsstraßen der Abfluss des Schwerlastverkehrs nicht sichergestellt sei. Sie sei dafür, Ergänzungen anzubringen, zum Beispiel eine Tonnage-Beschränkung. Diese Idee konnten alle Mitglieder mitgehen und beschlossen einstimmig einen neuen Beschlussvorschlag c), der drei Prüfpunkte beinhaltet: Umsetzung von Tempo 30, Reduzierung des Lastwagen-Abkürzungsverkehrs mittels Tonnagebeschränkung sowie Maßnahmen durch Sichtachsen, wie Baumpflanzungen. Zum Thema Bäume hatte Verwaltungsmitarbeiterin Nadine Wrobel Informationen. In 2023 seien in Burgstemmen 43 Bäume gefällt und von den 86 Ersatzpflanzungen bisher 61 gepflanzt worden. Ein Tannenbaum an der Mehrzweckhalle, Obstbäume und Pflanzungen an der Kita sei-en vorgesehen.
Quelle: Tina Warneke, LDZ 26.10.2024