Wie jedes Jahr fand auch dieses Jahr die kommunalpolitische Arbeitstagung statt. Nicht wie sonst üblich ging es dieses Jahr auf Einladung in den Landkreis Regen. Für die Unabhängigen haben von der Kreistagsfraktion die Abgeordneten Melissa Wucherpfennig und Josef Stuke sowie Fraktionsgeschäftsführerin Anja Wucherpfennig teilgenommen. Ebenso hat unser Ratsmitglied aus Freden Walter Schmidt an der Tagung teilgenommen.

Pressemitteilung des Landkreis Regen:

Aus Freundschaft soll eine echte Partnerschaft werden
Bernd Lynack und Dr. Ronny Raith, die Landräte aus Hildesheim und Regen, unterzeichneten Absichtserklärung

„Wir begrüßen jedes Jahr zu unserer Tagung Gäste aus dem Arberland und für uns ist es immer ein besonderer Anlass und eine Freude, wenn wir die Tagung in den Landkreis Regen verlegen dürfen“, sagte Lynack zu Beginn des Treffens. Zusammen mit seinem Regener Amtskollegen war er sich deswegen auch schnell darüber einig, dass man nach 60 Jahren Freundschaft eine Partnerschaft eingehen will. So unterzeichneten Lynack und Dr. Raith eine Erklärung, in der sie sich gegenseitig versichern, dies mit Kreistagsbeschlüssen zu hinterlegen. Noch in diesem Jahr sollen beide Kreistage darüber entscheiden, ob aus dem eigentlich losen Bund eine feste Beziehung werden soll.

Inhaltliche Arbeit auch bei der Tagung im Bayerischen Wald

Wie bei allen kommunalpolitischen Arbeitstagungen stand nicht nur der gesellschaftliche Austausch auf dem Programm. „Wir wollen uns intensiv mit Themen auseinandersetzen“, stellte auch der Sprecher der Bürgermeister aus dem Landkreis Hildesheim Rainer Block eingangs der zweitägigen Tagung fest. Während bei der Tagung in Norddeutschland – meist findet sie im Schullandheim Hohegeiß im Harz statt –  normalerweise niedersächsische und Hildesheimer Themen im Mittelpunkt stehen, geht es bei Tagungen im Bayerischen Wald auch um den Austausch mit dem Landkreis Regen.

Am ersten Tagungstag standen Themen wie der Klimaschutz und die Betreuung von Kleinkindern im Mittelpunkt. Vor dem eigentlichen inhaltlichen Teil gab es einen Vergleich der Seniorenarbeit und der Arbeit der Feuerwehren. So stellte die stellvertretende Kreisvorsitzende der Senioren Katharina Zellner, die Seniorenarbeit im Arberland vor. Kreisbrandmeister Johann Richter und Sylvia Weber stellten die Arbeit des Kreisfeuerwehrverbandes vor.

Danach hatte Klimaschutzmanager Alexander Achatz das Wort. Er berichtete von der Erstellung eines Energienutzungsplanes und eines Klimaschutzkonzeptes. Nur durch gezielte Maßnahmen könne man das Ziel der Klimaneutralität erreichen, betonte der Experte. Dazu gehöre auch die Ermittlung des Bestandes und des zu erwartenden Bedarfes. In der anschließenden Diskussion stellten die Teilnehmer fest, dass es in beiden Landkreisen ähnliche Bemühungen gibt.

Unter Dreijährige: Betreuungsquote im Landkreis Regen niedrig

Danach hatte der Regener Jugendamtsleiter Martin Hackl das Wort. Er referierte über die Kinderbetreuung im Alter von null bis sechs Jahren und über die Ganztagesbetreuung in Schulen. Dabei ging Hackl auf die Besonderheiten im Landkreis Regen ein. Demnach liegt die Betreuungsquote der unter Dreijährigen mit knapp 26 Prozent mehr als zehn Prozent unter dem Bayernschnitt. „Dies liegt vermutlich an den Familienstrukturen der Region, aber auch hier merken wir Veränderungen“, stellte Hackl fest. Ein Problem für alle Einrichtung sei die Gewinnung von Fachkräften, so Hackl weiter. Derzeit arbeite man daran, sich auf den Rechtsanspruch für Kinderbetreuung ab dem Schuljahr 2029/30, beginnend mit der ersten Klasse im Jahr 2026, vorzubereiten. Hier wurde in der Diskussion festgestellt, dass dieser bundesweite Anspruch alle Kommunen und Jugendämter vor große Herausforderungen stellt. „Ein Patentrezept hat noch keiner“, so das Fazit der Verantwortlichen. Der Blick auf die Verhältnisse im Landkreis Regen offenbarte aber große Unterschiede. Die Betreuungsquoten sind im Landkreis Hildesheim wesentlich höher.

Am späten Nachmittag wurde es sportlich. Unter der Leitung von Tobias Wittenzellner und Herbert König durften sich die Hildesheimer Gäste im Eisstockschießen in der Eishalle Regen erproben. Am Abend stand der Gesellschaftsabend am Hochpröller auf dem Programm. Dort unterschrieben beide Landräte auch die bereits erwähnte Erklärung.

Im Nationalpark: Informationen aus erster Hand

Der zweite Tag begann mit einem Besuch im Nationalpark Bayerischer Wald. Nationalparkleiterin Ursula Schuster nahm sich die Zeit und informierte die Hildesheimer Delegation über den ältesten Nationalpark Deutschlands. Im Mittelpunkt des Vortrages standen die Waldentwicklung mit natürlicher Verjüngung und die Artenvielfalt. Schuster zeigte, wie sich der Park in den vergangenen Jahrzehnten vom Wirtschaftswald in einen ursprünglichen Wald verwandelt. Auch auf den Anblick großer Flächen mit abgestorbenen Bäumen ging sie ein. „Das tut natürlich weh“, sagte sie, machte aber auch Mut: „Es wächst ein junger und veränderter Wald nach.“ Sie zeigte anhand von Bildern, wie dies bisher im Nationalpark Bayerischer Wald gelaufen ist.

Die anschließende Diskussion war von den Erfahrungen der Gäste geprägt. „Wir erleben momentan im Harz, wie es ist, wenn Bäume auf weiten Flächen vom Borkenkäfer heimgesucht werden und absterben“, berichtete Landrat Lynack. Schuster zeigte Verständnis und verwies auf die guten Erfahrungen im Bayerischen Wald. Sie machte aber auch klar, dass diese Entwicklung nicht rasch von statten geht, sondern Jahre oder Jahrzehnte brauche. Einig waren sich die Teilnehmer, dass der Besuch im Nationalpark Bayerischen Wald und die dortigen Erfahrungen Mut machen.

Im Anschluss an den Vortrag hatten die Gäste noch die Gelegenheit das Haus zur Wildnis und das angrenzenden Tierfreigelände zu erkunden. Den Abend ließen sie am Harlachberg ausklingen.

Zur Verabschiedung am nächsten Morgen besuchte Regens Landrat Dr. Ronny Raith noch einmal die Hildesheimer Delegation. „Ich freue mich ehrlich auf ein Wiedersehen und wünsche eine gute Heimreise“, gab er ihnen mit auf den Weg. Der Hildesheimer Landrat Lynack und Rainer Block, Sprecher der Bürgermeister, bedankten sich für die Gastfreundschaft und sprachen die Einladung aus, im kommenden Jahr, „mit möglichst großer Delegation“ zur Tagung nach Hildesheim zu kommen.

Text und Fotos mit freundlicher Genehmigung des Landkreises Regen