Adenser und Hallerburger reden nicht nur über die Energiewende, sie nehmen sie selbst in die Hand. Seit elf Monaten gibt eine Initiativgruppe Gas, um den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen und den Aufbau eines lokalen Wärmenetzes als Vollversorgungsnetz in Eigenregie voranzutreiben. Ihre Idee ist, die Abwärme, die in den zwei Biogasanlagen am Adenser Ortsrand entsteht, zum Heizen zu nutzen. In der vergangenen Woche gründete sich aus der Gruppe heraus die Energiegenossenschaft Adensen-Hallerburg. Mit der Gründung der Genossenschaft wollen die Motoren der lokalen Energiewende ein deutliches Zeichen in die Ortschaften senden: Das Wärmenetz, mit dem Adensen und Hallerburg dank nachhaltiger Biogaswärme von Erdgas und Erdöl unabhängig werden soll, kommt ins Laufen.
Mehr als 200 Haushalte hatten bei einer Umfrage im vergangenen Jahr ihr Interesse an dem Projekt signalisiert. Seinerzeit konnten die Initiatoren noch keine Aussagen zu den Kosten machen. Das sieht nun anders aus. Gründungsmitglied Hajo Ammermann verriet schon vorab: Nach den jetzt vorliegenden Berechnungen besteht die Möglichkeit, Hallerburg an das Wärmenetz anzuschließen. Anfangs hatte es so ausgesehen, als müssten die Hallerburger wegen der Entfernung zu den Biogasanlagen außen vor bleiben. Er betonte: „Das Wärmenetz ist unser eigenes Netz. Wenn das abbezahlt ist, wird der Wärmepreis sensationell günstig.“ Im Gegensatz zu anderen Energieversorgern gehe es der Energiegenossenschaft nicht darum, große Gewinne zu schreiben. Ziel sei eine schwarze Null, so Ammermann. Er hoffe, dass das zukunftsfähige Konzept der Initiativgruppe überzeugt und aus den mehr als 200 Wärmenetz-Interessenten tatsächlich Genossenschaftsmitglieder werden. Den springenden Punkt formuliert Ammermann so: „Je mehr mitmachen, desto besser und am Ende auch günstiger für alle.“
Die Initiativgruppe hatte nun zu einem Informationsabend in die Rolf-Gehrke-Halle geladen, der Einladung waren knapp 200 Interessierte gefolgt. Die Akteure der regionalen Energiewende wollten den Anwesenden weitere Vorteile ihres Wämenetzes durch einen Vergleich verschiedener Heizungsarten aufzeigen. Dem Nahwärmeanschluss wurden bei der Informationsveranstaltung die Kosten für eine Wärmepumpe sowie für die klassische Öl- und Gasheizung gegenübergestellt.
Zur Heizperiode 2025/26 soll ein Nahwärmenetz in Betrieb gehen und sowohl Adensen als auch Hallerburg mit der Abwärme aus den zwei Biogasanlagen am Adenser Ortsrand von fossilen Brennstoffen unabhängig machen. Wie das konkret gelingen kann, haben die Köpfe hinter der lokalen Wärmewende knapp 200 Interessierten in der Rolf-Gehrke-Halle erläutert. Bei der Infoveranstaltung kamen erstmals auch die Kosten für den Ausstieg aus Erdöl und Erdgas auf den Tisch.
Eine entscheidende Weiche hat die Initiativgruppe, die das Thema seit November 2022 intensiv vorantreibt, Anfang der Woche mit der Gründung der Energiegenossenschaft Adensen-Hallerburg gestellt. Warum das Genossenschaftsmodell für die Idee Wärme aus dem Dorf für das Dorf die geeignete Rechtsform ist, erklären die Akteure so: Der Genossenschaft geht es um die berühmte schwarze Null, nicht um Gewinne. Jeder für die Wärme aus erneuerbaren Energien bezahlte Cent fließt in das eigene Genossenschafts-Netz und bleibt in den Dörfern. Über den Geschäftsanteil sind die Mitglieder Miteigentümer und können in der Generalversammlung unabhängig von der Höhe ihrer Einlage nach dem Prinzip „ein Mitglied, eine Stimme“ über die Geschäftspolitik demokratisch mitentscheiden. Ein Anteil kostet 500 Euro. Außerdem ist die Mitgliedschaft an den Abschluss eines Wärmeliefervertrags geknüpft. Pro Wärmeliefervertrag wird ein einmaliger Kapitalzuschuss in Höhe von etwa 5 500 Euro fällig. Die Summe soll in zwei Tranchen voraussichtlich Ende März 2024 und im Januar 2025 überwiesen werden. Damit die zwei Biogasanlagen unterstützt von einer Spitzenlastheizung und einer Heizzentrale mit Pufferspeicher Adensen und Hallerburg zuverlässig mit Wärme versorgen können, müssen rund 6,9 Millionen Euro investiert werden. Für das Gemeinschaftsprojekt winken Fördergelder in Höhe von 40 Prozent. Aus Kostengründen setzt die Genossenschaft für die Spitzenlastheizung auf Öl. In zehn Jahren soll die minimale Abhängigkeit (zehn Prozent) von fossilen Brennstoffen vollends Geschichte sein. Was sich für die Umwelt lohnt, rechnet sich im Heizungsvergleich auch für die Haushalte. Auf Basis der aktuell vorliegenden Daten hat die Genossenschaft einen möglichen Nahwärme-Arbeitspreis von 9,99 Cent netto pro Kilowattstunde errechnet. Dank hoher Vorlauftemperaturen von bis zu 80 Grad Celsius kann es auch in schlecht gedämmten Altbauten ohne zusätzliche Dämmmaßnahmen mollig warm werden. Der Ball liegt nun im Feld der Bevölkerung.
Direkt im Anschluss an die Info-Veranstaltung konnte sich Vorstand Hajo Ammermann, der zu den 22 Gründungsmitgliedern gehört, bereits über zehn neue Genossenschaftsmitglieder freuen. Er hofft, dass der Aufwärtstrend weitergeht: „Wir brauchen das ganze Dorf.“ Bis Mitte November können Interessierte der Energiegenossenschaft beitreten. Wie viele mitmachen, wird für den Bau des Nahwärmenetzes ein wesentlicher Faktor sein. Über die tatsächliche Umsetzung des Projekts soll final nach der offiziellen Bewilligung der BAFA-Förderung entschieden werden.

Quelle: Ann-Cathrin Oelkers, LDZ 17.10.2023